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Wem nutzt ein 170ha Glashauscluster in Kastanienburg?

Am 7.12.2007 stellte die Mela Projectbegleiding in Venlo einen Antrag an den Bürgermeister der Stadt Strelen zur Entwicklung eines Gartenbauclusters von ca. 170ha in Straelen.
Der gewünschte Standort ist Kastanienburg. Weitere untersuchte Standorte - Auwel-Holt, Sanger Feld und Altbroekhuysen kommen nach der Bewertung durch Mela nicht in Frage.
In diesem Antrag wird zwar erwähnt, daß Mela einige wichtige Fragen für die Planung eines solchen Clusters bereits untersucht hat (Infrastruktur, Boden, Wasser, Abwasser, Subventionen, Absatzmärkte, ... ), allerdings sucht man in den Antragsunterlagenn die Antworten auf die meisten Fragen vergebens. Andere wichtige Fragen -Verkehrsbelastung, Emissonen, Energieverbrauch und Energieträger, Investoren, Betreiber, Umweltverträglichkeit, Auswirkungen auf den vorhandenen Gartenbau in Straelen usw. - werden gar nicht erst angesprochen.

In der Informationsveranstaltung am 24.1.2008 wurde dann anhand einer 50seitigen Computerpräsentation viel über Tourismus in den geplanten Glashäusern und die Folgen der Globalisierung geredet.
Wichtige Fragen aus dem Publikum z.B. nach sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und die anderen oben erwähnten Fragen blieben weitgehend ungeklärt.
Außer besagter Präsentation, die der Verwaltung erst in der Veranstaltung überreicht wurde, sind keine neuen Informationen für die Beratung im Bauauschuss am 26.2.2008 bei der Stadtverwaltung eingetroffen.
Über soviel Hemdsärmeligkeit kann man wirklich nur staunen.
Es reicht also eine Skizze anzufertigen, 'Antrag' drauf zu schreiben und schon beschäftigt man den Rat der Stadt mit dem größten und schwerwiegendsten Projekt seit Jahren!

Straelener Veen 1

 
Was man schon sagen kann:
  • Mela will eine der letzten großen Freiflächen in Straelen mit einem riesigen Glashauscluster überbauen.
    Diese Fläche ist derzeit landwirtschaflich genutzt. Diese Betriebe würden verdrängt - in einem Moment in dem endlich wieder der Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche steigt und die Erlöse wenigstens teilweise langsam ansteigen. Eine Umsiedlung dieser Betriebe innerhalb Straelens dürfte aussichtslos sein.
  • Das Cluster kann auf hohe Subventionen zumindest von der EU rechnen und außerdem aufgrund der Größe mit anderen Kosten und Konditionen z.B. bei Landgard kalkulieren als dies die alteingesessenen Betriebe können. Gegen die Subventionsmillionen werden die Straelener Betriebe mittelfristig kaum eine Überlebenschance haben.
  • Für Straelen und seine Umgebung ist Kastanienburg ein wichtiges Naherholungsgebiet, das intensiv von Spaziergängern und Radfahrern genutzt wird. 'Ferien im Glashaus' sind dafür sicher kein Ersatz. Die Nähe zu den niederländischen Naturschutzgebieten einerseits und dem Straelener Stadtkern andererseits, machen dieses Gebiet für die Naherholung so wichtig, zumal der Stadtkern selbst kaum noch über Grünflächen verfügt.
  • Der Naturschutzbund NABU hat schon vor längerer Zeit für diesen Bereich einen Antrag auf Landschaftsschutz gestellt, u.a. weil etliche seltene Vogel- und Pflanzenarten hier zu finden sind. Diese Tiere und Pflanzen hätten bei der Verwirklichung des Clusters keine Überlebenschance mehr an dieser Stelle.
  • Die niederländische Umweltbehörde hat bereits mehrere Millionen Euro reserviert für zwei 'Milieubrücken' über die A 40 und A 61 um die ökologischen Zonen von Nijmegen bis Maastricht nördlich und südlich von Venlo zu verbinden. Dieses Vorhaben könnte mit dem Cluster ebenfalls nicht mehr verwirklicht werden.
  • In Zeiten, in denen landauf landab über Klimawandel und Reduktion der CO2 Emissionen geredet wird, wird hier eine Anlage mit gigantischem Energiebedarf geplant. Nach den Erfahrungen mit anderen großen Unterglasflächen ist die wahrscheinlichste Energiequelle eine riesiges Kohleheizwerk mit entsprechendem CO2 und Feinstaubausstoß - auch erhebliche Mengen an radioaktiven Gasen werden bei der Kohleverbrennung freigesetzt. Wird billige Importkohle genutzt, können außerdem noch u.a. größere Menge schwefelhaltiger Gase freigesetzt werden (reagiert mit Wasser zu schwefliger Säure und Schwefelsäure).
Nicht untersucht ist:
  • der Einfluß auf das Grundwasser, die Oberflächengewässer oder der Bedarf an Frischwasser für die Planzenkulturen - und das in unmittlebarer Nähe zu Straelenes Wasserwerk!!
  • Ebenfalls nicht untersucht ist der Einfluß der riesigen Glasflächen und der Heizenergie auf das Mikroklima in diesem Bereich.
  • Völlig ungeklärt ist bisher auch, welche zusätzliche Verkehrsbelastung insbesondere auf die B 58 und die L 2 zukämen, welche Emissionen an Lärm, Abgasen der Heizungen, Licht aus den Treibhäusern usw. zu erwarten sind.
  • Die angekündigten 350 Arbeitsplätze enthalten die auf Vollzeitarbeitsplätze umgerechneten Jobs für osteuropäische Saisonarbeiter ebenso wie die 400€ Jobs. Die Frage nach sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen blieb unbeantwortet. Auf der anderen Seite ist aber klar, daß die vorhandenen landwirtschaftlichen Arbeitsplätze auf dieser Fläche ebenso verloren gehen würden wie weitere Arbeitsplätze in Straelener Gartenbaubetrieben.
Wer außer den Investoren und vermutlich Landgard hat ein Interesse an diesem Großprojekt?
wem würde es nutzen?
was hätte die Stadt davon?

Diese Fragen werden sich auch den Mitgliedern des Bauauschusses am 26.2. stellen.